Der Morgen beginnt für mich mit der Schlagzeile in der „Mitteldeutschen
Zeitung“. Es geht um die Privatisierung des Heilbades Suderode. Soweit ich verstehe,
schieben sich verschiedene Stellen gegenseitig die Schuld zu, dass die
Übernahme durch einen Investor nicht reibungslos geklappt hat. Ich erfahre
auch, dass der Unterhalt des Bades das Land jährlich 1 Million Euro an
Zuschüssen gekostet hat. Dann geht es noch um eine Tourismuskampagne für
Sachsen – Anhalt nach dem Hochwasser: Touris, kommt bald wieder … Na, ich bin ja
schon da!
Bei 9 Grad beginne ich meine Tagesetappe. Klingt eher
kalt, aber tatsächlich scheint in den nächsten zwei Stunden die Sonne und da es
zunächst bergan geht, ist mir schnell warm.
Der Fichten - und Wiesenweg versetzt mich in meditative Stimmung.
Ein typischer Wegabschnitt
In dieser Stimmung erreiche ich nach einer Stunde Silberhütte.
Hier wurde im 18. Jahrhundert Silber verarbeitet. Später versuchte man andere
Industrie zu etablieren, bis 1909 die letzte Industrieanlage in Konkurs ging
Silberhütte umfasst nur wenige Häuser.
Über einen Trampelwanderpfad geht es nun nach
Straßberg. Die Gleise der Selketalbahn
sind ganz in der Nähe und einmal wird beim Überqueren gewarnt: „Vorsicht beim
Überqueren! Die Bahn hat Vorfahrt“.
Auch die Selke plätschert hier zum Greifen
nahe. Ein kleines Wasserwehr mit einem zusätzlichen Wasserabflussbecken weckt
mein Interesse und ich denke über die Funktion nach.
Die Wasserbecken
Nach einer weiteren Stunde erreiche ich Straßberg. Kurz
vor Straßberg mache ich noch eine 25 Minuten Pause, liege auf einer Holzbank
und genieße die Sonne. Doch plötzlich wird es dunkler und kühler – der prognostizierte
Regen scheint zu nahen. Also breche ich wieder auf. Auf dem ganzen Weg begegnet
mir keine Menschenseele.
Beim Durchqueren Straßbergs werfe ich einen Blick auf die
vielen einfachen Fachwerkbauten – und behalte sicherheitshalber den dunklen
Himmel im Blick.
Nun geht es weiter nach Güntersberge. Zuerst auf einem
Asphaltweg, dann wieder ein Fichten gesäumter Weg. Ich mache eine letzte Pause
(20 Min.) in der Selkeköte – etwa 3 km vor Güntersberge.
Da ich schon gegen 13:00 Uhr in Güntersberge bin –
immerhin trocken durchgekommen - bummele ich zuerst die Hauptstraße entlang,
bis ich die Touristeninfo erreiche. Diese ist sogar besetzt. Aber die junge
Frau kann meine Fragen zur nächsten Etappe nach Treseburg nicht beantworten.
Der Hausbestand ist aus dem 18. und 19. Jahrhundert,
einiges saniert und ansprechend zurecht gemacht.
Dieser kleinste Ort des Harzes
(950) Einwohner ist wiederum ganz ruhig – die junge Frau in der Touristeninfo
verweist auf die erst im Juli anbrechenden Ferien.
Nun suche ich mein Hotel auf, das ich jedoch erst mit
einiger Mühe oben am Berg entdecke. Der Blick aus meinem Hotelzimmer geht über weite leicht bewaldete Hänge.
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