Samstag, 9. Oktober 2021

WeltWald und Abschied von Bad Grund

 Am Ende meiner Wanderwoche ist mir Bad Grund ans Herz gewachsen. Inzwischen bin ich etliche Wege mehrfach gewandert - immer die beste Voraussetzung, um mit einem Ort vertraut zu werden. Nach wie vor bedauere ich, dass die Ausschilderungen nicht so gut sind - gerade auch, wenn man nicht nur die Hauptrouten gehen möchte. Aber ich habe auch immer wieder nette Einwohner getroffen, die mir bereitwillig Auskunft und Tipps geben. Heute begegne ich gleich zweimal Paaren wieder, die ich schon zuvor getroffen habe. Sie erinnern sich an mich und sprechen mich an. Eine schöne Erfahrung!


Was  auf jeden Fall in Bad Grund lohnt und was ich zunächst unterschätzt habe, ist der "WeltWald". Ich dachte, hier handele es sich um ein übliches Arboretum mit ein paar ausgeschilderten Bäumen - aber der WeltWald bietet viel mehr!



1975 wurde hier auf einem vom Sturm zerstörten Gebiet eine 65 Hektar große Fläche angelegt - hier gibt es z.B. richtige Mammutbäume und ein mit vielen verschlungenen Wegen gestaltetes Gelände. Besonders  angetan hat es mir der Erlebnispfad, der an die Indianern Nordamerikas erinnern soll. Doch ich erkunde auch einen Teil der anderen Weg: Die Vielfalt ist erstaunlich, ebenso die Höhenunterschiede. Man kann hier viele Stunden verbringen!


Bei abnehmendem Licht folge ich am Spätnachmittag dem Erlebnispfad - und werde gleich in den geheimnisvollen Bann gezogen. Unterwegs erinnert ein Baumgrab an die Begräbnissitten und den Geisterglauben der Indianer, eine große und eine kleine (Hänge-) Brücke machen den Pfad zusätzlich spannend.


Trotzdem dominiert bei allem der Natureindruck. Noch bevor mir klar ist, dass ich hier unter Mammutbäumen wandele,  rieche ich den intensiven Waldgeruch und berühre die ausdrucksvolle Baumrinde.


 Die Besucher verlaufen sich und angesichts der eintretenden Dämmerung bin ich dann sogar doch ganz froh, einem hilfreichen Paar immer wieder zu begegnen und auf den rechten Weg gebracht zu werden!

Mit diesen einprägsamen Eindrücken will ich morgen - gut für meinen Alltag gestärkt - zurück in die Großstadt. Auf Wiedersehen, Harz - bis zum nächsten Jahr! Bad Grund als Wanderort kann ich weiterempfehlen. 


Freitag, 8. Oktober 2021

Ausflug nach Osterode

 Heute nehme ich den Bus nach Osterode. Für den Kurbeitrag kann ich kostenlos fahren. Außerdem lerne ich so bei der Fahrt über die Dörfer gleich die weitere Umgebung kennen. Das verschafft mir einen näheren Eindruck von den Lebensverhältnissen vor Ort als eine Autofahrt über die Bundesstraße. 


Auf der Hinfahrt erzählt mir eine 80zigjährige Dame, dass sie kürzlich auf Wunsch ihrer Kinder das Autofahren aufgegeben habe und nun immer den Bus nehme. Sie zeigt mir auch den Weg vom Busbahnhof in die Innenstadt.



Osterode hat knapp 25000 Einwohner und ist ein lebendiges Fachwerkstädtchen. Ich frische Erinnerungen an die Zeit vor über 15 Jahren auf, als ich hier öfters zum Einkaufen und zu Marktbesuchen kam.


 Das Kaufhaus Kressmann hat jedoch schon seit 2008 geschlossen. Trotzdem gibt es noch andere kleine Lädchen zum Stöbern. Ich bleibe jedoch in der Buchhandlung hängen und informiere mich über Krimineuerscheinungen. 


Dann entdecke ich einen Fairtrade Gebrauchtwarenhandel. Die alten Glaswaren begeistern mich. Ich bezwinge aber den Wunsch etwas zu kaufen, was ich doch nur mit Mühe abtransportieren könnte. 


Zum Abschluss gönne ich mir Kaffee und Kuchen in Marktplatznähe. Dort treffe ich auch wieder auf die alte Dame und wir begeben uns beide zurück zum ZOB. Nun sind viele Kinder da, deren Schule aus ist, und die zurück in die Dörfer fahren. Ich frage mich, wie anders wohl dieses Schulleben aussieht als das der Großstadtkinder. 


Als ich wieder in Bad Grund bin, ist immer noch schönes Wetter. Daher schließe ich noch eine kleine Wanderstrecke an. Auf dem Rückweg treffe ich dabei auf einen Mann, der mit mir aus dem Bus gestiegen war. Er sitzt recht verloren auf einer Kurparkbank. Spontan spreche ich ihn an und er erzählt mir, dass er auf Hafturlaub ist und nun wieder zurück müsse. Als ich nachfrage, meint er, der Freigang habe sich für ihn nicht gelohnt. Zum Abschied wünsche ich ihm noch alles Gute. Was für Ausschnitten aus dem Leben von anderen ich heute begegnet bin! Gerade in ganz kleinen Orten kommt man viel leichter ins Gespräch.


Donnerstag, 7. Oktober 2021

Höhlenerlebniszentrum Bad Grund - Der Iberg

 Das Höhlenerlebniszentrum bietet wirklich etwas ganz Besonderes! Hier kann man nicht nur eine Tropfsteinhöhle besichtigen, sondern gleichzeitig eine gut gestaltete Dokumentation über die Entstehung des Ibergs vor 385 Millionen Jahren erleben. Ich finde diese Einblicke in die Erdgeschichte immer wieder außerordentlich bewegend - als Mensch fühlt man sich so unglaublich klein. 


Doch vor dem Eintritt in die Höhe findet sich noch eine archäologische Ausstellung zu den Toten aus der Lichtensteinhöhle. In der Bronzezeit war in der Nähe von Osterode für etwa 100 Jahren die Begräbnisstätte einer Großfamilie. Die Überreste von 40 Toten wurden genetisch genau untersucht und mit den heute dort Lebenden abgeglichen. Tatsächlich konnten noch 47 Menschen bestimmt werden, die sehr wahrscheinlich unmittelbare Nachfahren der Toten der Bronzezeit sind. 


Nur in diesem Teil der Ausstellung darf man fotografieren, in der Höhle leben auch Fledermäuse, die geschützt werden müssen. Die Coronabestimmungen wirken sich weiterhin einschränkend aus: Man muss sich zur Zeit telefonisch anmelden, Führungen und Audiogeräteausleihe gibt es nicht. 


Trotzdem lohnt der Besuch sehr! Ich nehme viele Eindrücke mit und frische mein Wissen über die Bronzezeit und die Erdgeschichte auf. 

Mittwoch, 6. Oktober 2021

Wanderung nach Wildemann

Ich starte ohne Plan in den Tag - laufe einfach mal los und erkunde Wege. Sicherheitshalber nehme ich jedoch etwas Proviant mit. Mal sehen, was der Tag noch bringt. 


Durch den Märchenwald steige ich auf zum Höhlenerlebniszentrum. Dort stoße ich auf einen Hinweis auf den Weg nach Wildemann. Der Ort soll nur 2, 7 km von hier sein. So nahe? 


Da ich nichts Besonderes vor habe, probiere ich es einfach aus. Tatsächlich ist der Weg diesmal ziemlich leicht zu finden. Dabei entdecke ich, dass ich im letzten Jahr - als ich von Wildemann über den Platz "Schweinebraten" wanderte - schon ganz in der Nähe war. Auf meiner Wanderung entdecke ich einige Wege aus meinem letzten Urlaub wieder. Da manchmal sogar die Sonne scheint, präsentiert sich die Umgebung besonders freundlich.


Wildemann ist noch ruhiger als Bad Grund. Das Café, das ich von früher kenne, hat geschlossen, ebenso ein weiteres Hotel und der kleine Supermarkt. Schließlich trinke ich einen Kaffee im "Hotel am Rathaus". Hier gibt es auch exklusive Gerichte zu bestellen, aber ich habe ja meinen Proviant bei mir. 


Ich stelle fest, dass ich vom Marktplatz  in Bad Grund bis hier her etwa 6,5 km gelaufen bin. 

Am Spätnachmittag wandere ich noch eine kleine Zusatzrunde über den Horizontalweg. Alles in allem bin ich heute 15 km gelaufen und 53 "Stockwerke"! Zufrieden begebe ich mich in meine Ferienwohnung. 


Dienstag, 5. Oktober 2021

Zum Hübichstein


Schon beim Aufstehen regnet es. Ich gehe erst einmal zum nahen Bäcker, den es hier im Ort glücklicherweise noch gibt. Wie ich erfahre, musste die Filiale in Wildemann - wo ich im letzten Oktober war - aus Personalmangel schließen. In aller Gemütlichkeit genieße ich ein ausgiebiges Frühstück.

Im Anschluss hält es mich nicht mehr drinnen. Trotz des Nieselregens breche ich auf über das Kelchtal zum Horizontalweg. Nach einer kleinen Runde beschließe ich aber, zum Einkaufen zurück in den Ort zu gehen.

  Der Supermarkt ist überraschend gut gefüllt und hat sogar bis 20:00 Uhr auf! Der Blick auf buntes Gemüse, Backzutaten und appetitmachende Kühltruhen löst gleich gute Stimmung aus. 
Am Nachmittag starte ich auf romantischen Wanderwegen zum Hübichstein. Diese Wegabschnitte sind wirklich ansprechend. Beinahe verpasse ich den Aufstieg zum Hübichstein selbst, denn der Felsensteig ist baumumwachsen und von unten gar nicht erkennbar. 

Auf Tafeln am Wegrand lese ich die Sagen vom guten Zwergenkönig Hübich nach. Sagen sind doch auch sehr interessant und vermitteln Wichtiges, so die Botschaft von Grenzen, die der Mensch besser nicht überschreiten sollte! Am Tagesende bin ich etwa 9 km gelaufen und - so die App - 50 Stockwerke. Das sind die umgerechneten Höhenmeter!

Montag, 4. Oktober 2021

Erste Erkundungen in Bad Grund

 


Heute möchte ich erst einmal erkunden, welche Wandermöglichkeiten Bad Grund mir bietet! Zunächst begebe ich mich in die Touristeninfo für Tipps und Kartenmaterial. Leider verläuft der Besuch völlig enttäuschend: Die Beratung ist eher schlecht. 


Die beiden Angestellten erklären, sie wären selbst nicht für das Wandern und zeigen sich sehr desinformiert und leider auch eher desinteressiert. Wanderwege kennen sie nicht aus eigener Erfahrung und können nichts empfehlen.
So nehme ich nur die Karten zu den Terrainkurwegen und zum König Hübich Rundweg mit. Allerdings stellt sich schnell heraus, dass die Wege trotzdem zum Teil  schwer zu finden sind. Ich lasse mich aber nicht entmutigen und wandere einfach auf vielen Teilstrecken entlang. 


Immer wieder stoße ich auf schöne Abschnitte, auch wenn Wege manchmal plötzlich enden. Im Eichelberger Pavillon entdecke ich eine Schiefertafel mit dem wohl selbstgeschriebenen Gedicht eines anderen Wanderers oder Einheimischen. Offenbar ebenfalls jemand, der für einen bewussten Lebensstil eintritt.

Sonntag, 3. Oktober 2021

Herbsturlaub in Bad Grund


Wieder einmal hat es mich für eine Herbsterholungswoche in den Harz gezogen. Diesmal nach Bad Grund. Hier war ich schon vor 54 Jahren mit meinen Eltern. Auch später noch ein paar Mal für einen Tagesausflug, aber alles schon so lange her, dass ich  kaum Erinnerungen habe - und so muss ich den Ort neu entdecken. 


Schon gleich nach dem Eintreffen habe ich den Eindruck, in eine andere Welt gelangt zu sein - solch eine Ruhe, ja Stille umgibt mich. Ich beziehe meine Ferienwohnung und freue mich an der netten Begrüßung durch meine Vermieterin. Vor dem Haus spricht mich ein Anwohner an, als ich ein Foto mache. Er hat ein Geschäft am Markt und lädt mich ein vorbei zu kommen, wenn ich Langeweile verspüren sollte. Auch so eine Aufgeschlossenheit findet man nicht in Hamburg.

Es ist überraschend warm - tatsächlich 20 Grad. Das will ich nutzen, indem ich gleich erste Wanderwege auskundschafte. Überall finden sich viele Wegschilder - aber doch wohl recht lückenhaft aufgehängt. Jedenfalls komme ich mehrfach von gewählten Wegen ab. Morgen will ich gleich als erstes in die Touristeninfo für Tipps. 

Zum Abschluss fotografiere ich noch für meine Mutter den Marktplatz - hier hat sie vor 75 Jahren eine erste Unterkunft nach dem Flucht gefunden. Insgesamt bin ich etwa 11 km gelaufen.